Text von Christian Ochsner
2023
Ein paar Zeilen über meine Malerei
Malerei ist Teil meiner geistigen Lebendigkeit, sie lenkt mich um und ab. Sie stellt meine Welt auf den Kopf und erklärt mir im gleichen Atemzug wie alles zu sein hat. Gute Malerei verwirrt und beruhigt mich. Sie wirft mich in die grosse reiche Grube der Sehnsüchte.
Die Sehnsüchte sind wegweisend in meiner Arbeit.
In meiner Malerei geht es um Alles und um Nichts, um Unten und um Oben, um Zentrum und um Exzentrizität. Da geht es um Böden, auf welchen die künstlerische Notwendigkeit, die Faszination und das Kindliche wurzeln und wachsen. Das Motiv der Landschaft schenkt mir den Umstand, dass sich darin diese Böden mischen, Mischböden quasi.
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Die Landschaft ist in mir. Ich bediene mich ihr und ich kann mich folglich ganz der Malerei hingeben.
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Text von Alexandra Adler
2022
«Zwischen Chaos und Ordnung» - Christian Ochsner
Der Blick schweift in die Weite - über die grüne, satte Landschaft, in der sich die Bäume im leichten Wind wiegen und der Himmel mit ein paar weissen Wölkchen blau darüber strahlt. Das macht nicht nur die romantisch Veranlagten unter uns zufrieden ruhig oder sogar euphorisch. Die innere Gelöstheit und Entspanntheit, die durch solche Blicke entsteht, kennen wir alle. Plötzlich werden wir ganz klein gegenüber der Natur und sind doch viel mehr bei uns als im dichten wabernden urbanen Raum, in dem wir auf- und untergehen können.
Doch was ist das für ein Blick auf die Landschaft? Wo wird die Umgebung plötzlich zu einem Bild, das fasziniert, manchmal sogar den Atem kurz stehen lässt oder im Gegenteil zum Durchatmen einlädt? Es sind tausende Bilder, die beim Betrachten von Landschaft im Kopf entstehen – bei jedem Blinzeln und jeder Kopfbewegung, bei jedem Windhauch und jeder Sekunde ändern sich die Bilder. Ein wahres Chaos an Bildern, die zusammen einen Eindruck hinterlassen.
Christian Ochsners Leidenschaft gilt diesem Chaos zwischen natürlicher Umgebung, Augapfel und Hirnströmen. Der Gestalt der Landschaft begegnet er mit dem Gestalten auf der Leinwand. Das beginnt schon beim Spannen des Stoffs oder der Vorbereitung des Grunds für sein Vorhaben. Mit Ölfarbe und Pinsel nimmt er sich dann Schicht um Schicht die Bilder der Landschaft vor – ordnet deren Ausschnitte, Formen, Farben, Helligkeiten, Tiefen, deren Kompositionen. Er überträgt sie auf die Leinwand, wieder und wieder neu. Der Innenraum füllt sich mit ganzen Serien von Blicken auf Aussenräume.
Text von Ana Vujic
2016
Die Zerstörung von Malerei durch Malerei
Ein Text zur Serie "grau" von Christian Ochsner
Malerei hat viele Gesichter, ihre Bildsprache ist gegenständlich oder abstrakt. Gemalte Werke zeigen vielfach farbenfrohe Realitätsabbilder, seltener erscheinen sie dem Betrachter im kontrastreichen Schwarzweiss.
Der Basler Maler Christian Ochsner wählt diese zunächst unvereinbar wirkende Vielfalt des malerischen Könnens, um Alltagsobjekte und Landschaften zu verbildlichen. Es sind Motive der Vergänglichkeit wie der tierische Schädel, ein noch nicht angebissener Apfel oder ein unbesetzter Stuhl, die als Stillleben erscheinen. Nicht zu selten verlässt der Kunstschaffende sein Atelier und nützt selbst aufgenommene Fotografien von der Natur als Inspirationsquelle für neue Werke. Doch wird das mit dem eigenen Auge farbig Gesehene für die Komposition auf der Leinwand konsequent in Graustufen umgedeutet. Mit der Graumalerei betont Ochsner nicht nur die Essenzen des Gesehenen, Wahrgenommenen oder Empfundenen, sondern gibt dem Betrachter ein anregendes Gerüst für eine imaginär-visuelle Erweiterung des Dargestellten.
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Die Grisaillebilder dienen dem Kunstschaffenden als Grundlage, die er für die Bildvollendung in einem zweiten Schritt mit einem performativen malerischen Akt in eine andere Dimension katapultiert. ​
Text von Schmuel Stokvis
2014
Christian Ochsner
Zuerst denke ich: ‚das ist ein Katz’. Dieses luzide Grün, dieser paradoxe Blick auf die Pflanze, schamlos-heiligend, in seiner Zurückhaltung und gleichzeitig seiner Übersteigerung. O’Keeffe streift noch entfernt die Gedanken beim Schweifen über die Bilder, doch spätestens dann verlässt man den amerikanischen Boden, hält in der Schweiz für den Bruchteil einer Sekunde bei Marcus Jacobi inne und wird sich schliesslich bewusst, dass nichts von alledem greift. Denn das hier ist anders. Bei allen Anklängen, bei allen vertrauten Schwebungen: hier schafft einer, der schafft eigen.
Da ist diese Landschaft bei Mariastein, 2014. Unerträglich. Natürlich, auch die Landschaft an sich unerträglich, unerträglich in ihrer Klarheit, Reinheit, Schönheit. Viel unerträglicher aber hier die sich aufbäumende Farbschicht, die in völliger Ignoranz das Bild zerschlingt.
Schlicht inakzeptabel. Man traut seinen Augen nicht, dass der Maler sich traut. Schleierhaft fieselt sich das Un-Ding ins landschaftliche Paradies und schleierhaft bleibt, was das soll. Denn die Farbverwerfung am linken Rand entzieht sich jeglicher Verantwortung. Man möchte sie wenigstens als Ungetüm bezeichnen dürfen, aber selbst dieser ästhetischen Einordnung entzieht sie sich.